Allgemein | 05.03.2022

Fachärzt*innen und ihre Erfahrung – Radio-Onkologie

Erfahrungen miteinander teilen, voneinander lernen und gegenseitig inspirieren. Das möchten wir mit unseren Facharzt-Serie bewirken. Darin erzählen immer wieder verschiedene Ärzt*innen von ihrem Weg zum Facharzt.
Im aktuellen Interview sprechen wir mit Stephanie G.C. Kroeze, MD PhD und Oberärztin an der Klinik für Radio-Onkologie am Universitätsspital Zürich.

Was fasziniert Dich an Deinem Beruf?
Es ist sehr faszinierend, wie schnell sich die Radioonkologie in nur wenigen Jahren von einer eher brachialen zu einer sehr eleganten und wirksamen Behandlungstechnik entwickelt hat. Die Radioonkologie spielt eine immer wichtigere Rolle in der Krebsbehandlung und ersetzt immer häufiger in Kombination mit Systemtherapien die Chirurgie.

Wer oder was inspirierte Dich, Deiner Fachdisziplin nachzugehen?
Die Möglichkeit, mit einer hands-on zielgerichteten und hochtechnischen Behandlung die Lebensqualität von Patienten zu verbessern, andererseits die Möglichkeit zu haben, sehr wertvolle, sozial-psychologische Gespräche zu führen und meine Patienten gut kennenzulernen.

Wie würde für Dich ein perfektes Leben als Arzt oder Ärztin aussehen?
Eine Sache, die dieses Fachgebiet zeigt, ist, wie wichtig es ist, das Leben zu feiern. In diesem Sinne wäre es super, wenn man etwas mehr Flexibilität bei der klinischen Arbeits-Einteilung hätte und zudem mehr Zeit für Forschungsprojekte und das Leben ausserhalb des Krankenhauses.

Der beste Moment in der Klinik ist …
Wenn ich jemanden behandelt habe und sich bei der nächsten Konsultation herausstellt, dass die Bestrahlung wirksam war, es dem Patienten gut geht und er eine Weile wieder durchatmen kann.

Teambuilding in der Klinik ist …
Gegenseitige Wertschätzung und Respekt.

Gutes Leadership bedeutet für mich …
Die Stärken der Menschen in einem Team kennenzulernen und ihnen zuzutrauen, Projekte und Situationen eigenverantwortlich zu gestalten, aber dennoch für sie da zu sein, wenn sie es brauchen.

Über die Fachdisziplin Radio-Onkologie

Gibt es eine Fähigkeit/Stärke, die eine Voraussetzung für Deine Fachdisziplin ist?
Es ist wichtig, ein hohes Mass an Empathie zu besitzen und sich gleichzeitig für technische respektive physikalische Themen zu interessieren.

Gab es Stolpersteine in Bezug auf das SIWF Weiterbildungsprogramm, z.B. bei der Facharztanerkennung, Standortbestimmung), die Du mit Deinen Berufskolleg*innen teilen möchtest?
Mach Dein fachfremdes Jahr zu Beginn der Weiterbildung und entscheide Dich für Innere Medizin, Onkologie, Chirurgie oder Radiologie. Organisiere Dein Fremdjahr frühzeitig und sorge optimalerweise dafür, dass Du Deine Weiterbildungszeit in der Klinik beendest, in der Du auch als Oberärzt*in arbeiten möchtest.

Gibt es speziell erwähnenswerte Stellen oder gute Weiterbildungskurse auf dem Weg zum FA, die Du hervorheben möchtest?
Für Radioonkologie ist es wichtig, allgemeine klinische Erfahrung zu haben, denn man braucht idealerweise eine solide internistische Basis, um radioonkologische Patienten sicher zu behandeln.

Der Weg zum/r Oberarzt*ärztin

Hast Du es als Frau schwerer gehabt?
Generell würde ich sagen, dass Frauen nichts und niemand im Weg steht, um erfolgreiche Radioonkologinnen zu werden. Wenn wir über Teilzeitarbeit und Zeit für die Kinderbetreuung reden, ist dies eher ein Faktor der Veränderung der Arbeitskultur, denn ich kenne auch die Kämpfe einiger männlicher Kollegen, die deswegen weniger arbeiten wollen. In den meisten Radioonkologischen Kliniken gibt es aber heutzutage bereits diese Möglichkeit.

Was waren Deine persönlichen Herausforderungen auf Deinem Weg?
Da ich spät in meiner Weiterbildung die Spezialisierung gewechselt habe, war ich wieder und gefühlt ewig lang Assistenzärztin. Das war psychisch und karrieretechnisch eine leichte Herausforderung. Jedoch hat sich dadurch für mich eine breite Ausbildung und viel Erfahrung aufgetan. Zudem hatte ich die Möglichkeit, viele neue Kolleg*innen kennenzulernen und Projekte aufzubauen, da ich im Verlauf besser wusste, was ich erreichen wollte.

War die Weiterbildung schwer oder wurdest Du stets unterstützt?
Bei der Radioonkologie ist die Unterstützung ausgezeichnet und man wird gut und sicher ausgebildet.

Strebst Du an, Chefarzt*ärztin zu werden?
Ja. Es macht mir Spass über die klinische Arbeit hinauszuarbeiten.

Eine guter Oberarzt*ärztin ist …
Jemand, der entspannt ist und sich in seiner eigenen Haut wohl fühlt. Der sich auch, wenn viel los ist, versucht etwas Zeit für Patienten, Kollegen und Assistenzärzt*innen zu nehmen.

Persönliche Einblicke

Wie gehst Du mit Stress um?
Eine Liste mit Prioritäten zu machen. Meistens ist alles nicht so dringend und aussichtslos, wie man auf den ersten Blick meint. Daneben treibe ich viel Sport in der Natur und treffe mich mit Freunden.

Was gehört zu Deiner Routine?
Ein schneller Morgenkaffee mit den Kolleg*innen in meinem Arbeitszimmer. Zudem versuche ich in der Mittagspause immer kurz rauszugehen.

Was sind Deine grössten Erfolge?
Dieses Jahr ist es der erfolgreiche Abschluss des Habilitationsverfahrens.

Welche Fähigkeit besitzt Du, um Herausforderungen medizinisch und persönlich anzugehen?
Wenn man positiv eingestellt, kollegial, motiviert und effizient ist, kommt im medizinischen Alltag meistens alles gut.

Wie gehst Du selbst zum Arzt? Redest du mit oder vertraust Du Deinen Kollegen?
Ich rede definitiv mit und kenne auch keinen Ärztin, der/die das nicht bereits automatisch machen würde.

Was machst Du als Ausgleich ausserhalb der Klinik am liebsten?
Das Leben geniessen.

Wir bedanken uns für den spannenden Einblick und das Gespräch mit Stephanie Kroeze!

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