News | 26.08.2020

Chefarztskandale belasten Assistenz- und Oberärzt*Innen

In der Medienmitteilung vom 23. Juni 2020 betont der VSAO Zürich, dass die Skandale in den medizinischen Chefetagen der letzten Wochen und Monate zu einem Ansehensverlust aller Ärzt*innen führt. Anna Wang, die designierte Präsidentin des Verbandes, ortet eine «Kultur der Angst» in den Spitälern. Im Tagesanzeiger hat sie im Interview, aus Sicht des VSAO Zürichs, auf die Wurzeln der Missstände in den Spitälern hingedeutet. 

Die grosse Mehrheit der ehrlich und fleissig arbeitenden Ärzt*innen treffen die Skandale hart. Die Problematik, die in diesen Skandalen sichtbar wird, ist systemisch. Aus der Sicht vom vsao Zürich, stellen die Hierarchie, die Angstkultur und ein Ungleichgewicht des Geschlechterverhältnisses die Ursachen dar.

Problematiken:

  • Hierarchie und Geschlechterverhältnis: Oft wird die kritische Auseinandersetzung mit Führungsentscheidungen abtrainiert. In diesem Arbeitsumfeld können sich die Chefs, in der Mehrheit immer noch männlich, alles erlauben, die Assistent*innen nichts.
  • Führungsstil und Angstkultur: Die steile Hierarchie im Spital begünstigt einen autoritären Führungsstil. Wird dieser Führungsstil auf viele Entscheidungsprozesse ausgedehnt, kann eine belastende Atmosphäre entstehen, welches zu einer Angstkultur führt. Dieses Verhalten wird von der Ärzteschaft toleriert, da sie es gewohnt sind. Es geht wieder vorbei und «jeden trifft es mindestens einmal».
  • Angst um Weiterbildungsentzug: Mit dem Berufseinstieg, tritt man in das Weiterbildungsprogramm zum Facharzt ein. Die tatsächliche Weiterbildung ist leider nicht garantiert. Es besteht eine ständige Abhängigkeit von Vorgesetzen, welche die Weiter- und Fortbildung in der Klinik gestalten, sowie teilweise Prüfungen abnehmen oder in Fachgesellschaften vorsitzen.

 

Lösungsansätze aus unserer Sicht:

  • Flachere Spitalhierarchien und Geschlechterparität, welche die Verantwortung und die Kompetenz auf mehrere Kaderärzt*innen übertragen würden, könnten zu weniger Fehlverhalten und besseren medizinischen Entscheidungen führen.
  • Weiterbildung von der Sympathie der Vorgesetzten sollten entkoppelt werden. Rotationen und praktische Eingriffe müssen transparent und stadiengerecht so zugeteilt werden, dass allen Assistent*innen die Erlangung des Facharzttitels in vergleichbarer Zeit ermöglicht wird.
  • Die zunehmende Ökonomisierung und Bürokratisierung im Arztberuf bedingt, das Weiterbildungsprogramm anzupassen. Bei einigen Fachgesellschaften besteht dabei ein dringender Bedarf zur Revision der Anforderungen zur Erlangung des Facharzttitels.

Tagesanzeiger Interview

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